Anekdoten-Werke 🎆
Kindheitserinnerung Wartenberg 1980
Ich war 9 Jahre alt.
Beim Marktplatz in der Nähe von uns, vielleicht vier Häuser entfernt, fand ein Weihnachtsbaum-Markt statt. Als sechsköpfige Familie mussten wir immer schauen, Schnäppchen zu machen. Es war langweilig zu Hause, und morgen war Heiligabend. Bei uns kam das Christkind immer am 25. Dezember.
Alle waren angezogen, um spazieren zu gehen, und so schauten wir auch beim Markt vorbei, um mal zu sehen, was es dort gab. Meine Mama fragte insgesamt vier Stände ab, bei einem hielt sie gar nicht an, anscheinend war es dort zu teuer.
An der Straßenseite, etwas abseits des Bürgersteigs, stand ein Mann in grüner Forstkleidung mit einem Hut auf dem Kopf. Neben ihm war ein Schild aufgestellt: „Weihnachtsbäume in Zimmergröße“, und an der Seite lagen ein paar prächtige Exemplare. Als wir näher kamen, begann der Mann mit einem freundlichen Lächeln sofort zu erzählen. Er erklärte, dass die Bäume aus seinem eigenen Wald stammten, dass er sie selbst züchtete und nur Bäume schlug, die sowieso gelichtet werden mussten. Die meisten anderen Verkäufer hier seien nur Einkäufer, die die Bäume weiterverkauften.
Am Marktplatz stand nur noch der Förster. Als wir direkt auf ihn zugingen, meinte er nachdenklich: „Jetzt kommt ihr aber ganz schön spät. Ich wollte gerade aufräumen.“ Hinter ihm war schon der weiße Planenwagen zu sehen. Meine Mama erklärte, dass wir einen kleinen Baum suchten. Der Mann wuchtete einen schlanken, dichten Baum mit einer schnellen Handbewegung hoch.
Mein Papa erklärte indessen, dass ein Baum mit breiteren und weiter auseinanderliegenden Ästen besser wäre, damit die Kerzenklammern mit den Kerzen darauf genügend Abstand hätten. Ich entdeckte in der Mitte einen Baum, der genau diese weit auseinanderliegenden Äste hatte.
Der Förster hob auch diesen Baum hoch. Er war schief gewachsen, ein Ast war länger als alle anderen und hing seitlich hinunter. Auch die Krone neigte sich schief nach oben und hatte einen größeren Abstand zu den anderen Ästen. Genau das war der richtige Baum, genügend breit und mit Abständen, genauso wie es sich meine Eltern vorgestellt hatten. Dass er schief war, störte uns wenig. Hauptsache, die Äste hatten genügend Abstand.
Meine Mama begann zu feilschen. Neben uns holte ein Ehepaar den auf der Seite geparkten Weihnachtsbaum ab – einen großen Baum mit dichtem Astwerk. Der Förster bot ihnen an: „Ich lasse den Baum durch die Maschine ziehen.“ Doch die beiden wollten ihn unbedingt so mitnehmen, weil sie ihn draußen im Garten aufstellen wollten. Schnaufend luden sie den Baum auf das Dach ihres Autos.
Unterdessen blieb meine Mama hartnäckig beim Feilschen. Schließlich hörte ich den Förster sagen: „Ich geb’ euch den Baum zum halben Preis.“ Schnell wurde bezahlt, der Baum kam durch die Maschine und wurde in ein grünes Netz gewickelt.
Wir Kinder wollten den Baum unbedingt nach Hause tragen, so kam es, dass sechs Leute gemeinsam einen Baum trugen. Als wir gehen wollten, rannten zwei junge Leute von der oberen Straße des Marktes herunter, wurden langsamer. Meine Mama sagte laut genug: „Die letzten Bäume gibt’s zum halben Preis!“ Der Förster lächelte, seine leicht erröteten Wangen waren nicht zu übersehen. Er hob dabei seinen Arm hoch und winkte uns zu.
Die Kerzen wurden nur im Beisein meiner Eltern angezündet und auch nur kurz, am Weihnachtsabend. In der Nacht huschten kleine Kinderfüße ins Zimmer, um zu schauen, ob das Christkind schon da war. Aber anscheinend war es noch unterwegs.
Endlich war es so weit. Ein feines, helles Glöckchen war zu hören, und dann kamen auch vier Kinder mit ihren kleinen Füßen angelaufen. Unter dem festlich geschmückten, leicht schiefen Weihnachtsbaum, der etwas ganz Besonderes ausstrahlte, lagen die eingepackten Geschenke. Unsere Kinderaugen leuchteten. 🌲
Was will ein Weihnachtsbaum mehr?
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